Jede 3D Produktion beginnt mit einer Idee. Um diese umzusetzen, landet man ganz schnell bei der Frage nach dem Wie. Neben inhaltlichen und technischen Überlegungen ist auch die Wahl der Software von entscheidender Bedeutung – und die Auswahl ist enorm. Vorab: Die perfekte One-fits-all-Lösung gibt es nicht. Dieser Artikel ist eine vereinfachte Erläuterung der technischen Zusammenhänge in Sachen 3D Rendering Software und dient daher als guter erster Schritt in diesen Themenbereich. Die Wahl der 3D Software hängt stets massiv vom individuellen Use Case ab. Wir spielen das hier einmal am Beispiel einer Produktvisualisierung durch.
5 Arbeitsschritte bis zum 3D Rendering
Zunächst sollte für den Bereich der Produktvisualisierung, grob betrachtet, zwischen 5 Arbeitsschritten unterschieden werden:
- Modellieren der 3D-Geometrie: Entweder von Null, auf Basis bestehender CAD-Dateien oder auf Basis einer vorhanden Punktewolke z.B. durch einen 3D Scan
- Zuweisung der Projektionsflächen von Texturen auf dem Modell (UV Mapping)
- Erstellen und Abstimmen der Texturen und Shader
- Beleuchten und iteratives Preview-Rendering
- finaler Render-Vorgang mit anschließender optionaler Post Production
Natürlich gibt es für spezifischere Anwendungen wie Simulationen von Flüssigkeiten, Animation und Sculpting noch zahlreiche weitere relevante Details, die an anderer Stelle besprochen werden. Die o.g. Arbeitsschritte sind stark miteinander verknüpft: Verändert man z.B. die Geometrie eines texturierten Models, muss man die Texturierung in den meisten Fällen nachträglich korrigieren und das Rendering ist für die Geometrie hinfällig. Auch die tatsächliche Wirkung der Texturierung zeigt sich erst bei der Ausleuchtung, sodass die Texturen stets rückgreifend justiert werden müssen. In der Realität bedeutet das: CGI ist kein linearer Prozess, sondern in höchstem Maße iteratives Arbeiten. Nichtdestotrotz ist CGI die oftmals effizientere Alternative gegenüber herkömmlicher Fotografie, zumal ein Vergleich auch weitere gravierende Vorteile offenbart.
Es ist zu berücksichtigen, dass Texturieren und Ausleuchten samt Rendern streng genommen zwei Schritte für sich sind. Allerdings sollten diese mit der gleichen Software durchgeführt werden, da jede 3D Rendering Software Texturen und Shader anders interpretiert oder bei Konvertierungen aus anderen Formaten eventuell gar nicht mehr verarbeiten kann. Der finale Rendervorgang selbst stellt nur einen verschwindend geringen Anteil der Visualisierungsarbeit dar. Dieser kann über eine Renderfarm abgewickelt und vollständig automatisiert werden. Das Vorbereiten und Finetuning dieser Render-Perspektive inkl. Lighting ist jedoch nicht ohne Weiteres automatisierbar. Hier ist das Auge und die Erfahrung des 3D Artists gefragt, um die individuelle Schokoladenseite des Produkts zu betonen. Denn unser Ziel ist, nicht nur irgendwelche Produktbilder zu erstellen sondern den Produkten gerecht zu werden und so die bestmöglichen, verkaufsfördernden Produktbilder zu erstellen. Bis man eine final renderfähige 3D Szene hat, ist viel Finetuning an Shadern und Lichtsetzung zu betreiben – sofern Fotorealismus das Ziel ist. Es sind jedoch auch teilautomatisierte Lösungen auf Basis von Standard-Szenen möglich. Gerne beraten wir Sie hierzu individuell.
Schematische Darstellung der Arbeitsverteilung
Diese schematische Darstellung zeigt eine gängige Verteilung der Arbeitsschritte in der Produktvisualisierung. Je nach individuellen Eigenschaften des Produkts und der Projektanforderungen, kann es starke Abweichungen geben. Einen Toaster, ein Bett oder eine Sitzbank über einen Kamm zu scheren, würde den Produkten nicht gerecht werden. Für eine transparente und planbare Bearbeitung Ihrer Projekte, stellen wir Ihnen gerne zielführende Möglichkeiten der Kategorisierung auf Basis Ihrer Projektanfrage vor.
Welche 3D Rendering Software gibt es?
Hier eine kurze Auflistung verbreiteter Software-Lösungen gemäß der oben erörterten Unterteilung ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Modeling | 3ds Max, Maya, zBrush, Catia, Audocad, Rhino, Cinema 4D, Blender, Modo |
Texturieren | Erfolgt im Rahmen der Render-Engine, auch separat möglich z.B. via Substance Suite oder Mari |
Render-Engines | iRay, VRay, Corona, , Cinema 4D, Octane, Redshift, Cycles, FStorm, Keyshot, Unreal, Lumion, LuxCore, Renderman, Eevee, Sumerian |
Die hier aufgelisteten Render-Engines haben teils sehr unterschiedliche Vor- und Nachteile und sind daher nicht für alle Anwendungsfälle gleichermaßen geeignet. Für jeden Bereich gibt es teils generalistische, teils hochspezialisierte 3D Software-Lösungen. Je nach Anwendungsgebiet gibt es unterschiedliche Standards. So wird z.B. in der Games-Branche mit anderer 3D Rendering Software gearbeitet, als es z.B. für Architekturvisualisierungen üblich ist. Ein Grund dafür ist u.a. eine unterschiedliche Priorisierung von Performanz und Fotorealismus. In der Konstruktion wiederum kommt es weniger auf Ästhetik, als auf Präzision an, sodass Konstruktionsdateien grundsätzlich anders aufbereitet sind. Dennoch stellen diese oftmals einen sehr guten Ausgangspunkt für ein Visualisierungsprojekt dar.
Was kostet eine 3D Rendering Software?
Will man die Arbeitsschritte z.B. für die fotoreale Visualisierung von Möbeln mit einem Arbeitsplatz abdecken, so fallen für einen 3D-Artist-Arbeitsplatz jährlich schnell mehrere Tausend Euro Kosten allein für die Software-Lizenzen an – je nach Setup kann das stark variieren.
Für einige 3D Rendering Software Pakete im Bereich Konstruktion fallen Kosten in Höhe von 20.000 EUR/Jahr pro Arbeitsplatz an – wenn man beim Basispaket bleibt und Zusatzprogramme außer Acht lässt. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einige wenige kostenlose Anwendungen wie z.B. Blender. Doch nicht nur hinsichtlich der Anwendungsgebiete ist die Entscheidung relevant, sondern auch die Frage der Bedienbarkeit und Erlernbarkeit im Falle einer Software-Umstellung, denn auch Zeit ist bekanntlich Geld.
3D Software Addons
Viele Programme profitieren zudem von zahlreichen zusätzlichen kostenpflichtigen Addons, die spezifische Handgriffe und Funktionen vereinfachen. Die Anwendung eines jeden Tools und Addons ist in der Praxis separat zu meistern. Zudem sind nicht alle Programme gleichermaßen einfach individualisierbar.
Manchmal wird produktives Arbeiten erst durch derartige zusätzliche Programme, Tools, Plugins, Addons, und Scripten möglich, durch die dann oft hoch individualisierte und spezialisierte Setups entstehen. Nur so können fotorealistische Renderings ermöglicht werden. Einem 3D-Einsteiger ist zumeist noch gar nicht bewusst, welche Funktion im Idealfall wie ablaufen sollte und wie angemessene Anforderungen aussehen könnten. Ein Verständnis dafür entwickelt sich zumeist im Laufe mehrjähriger Erfahrung im Umgang mit einschlägiger Software.
Basic 3D Rendering Software
Im Bereich der Visualisierung von Möbeln ist beispielsweise eine erweiterte Kombination aus Autodesk 3ds Max und VRay weit verbreitet. Die Corona Engine ist z.B. an sich eine gute Wahl für das Rendering von Produkten und Milieus, bei der Darstellung von Haar, Fell, Pelz o.Ä. stößt diese aber schnell an die Grenzen des Fotorealismus. Was die Bedienbarkeit und Übersichtlichkeit der Benutzeroberfläche angeht, hat Cinema 4D die Nase vorn und ist bei Einsteigern sehr beliebt. Ein Grund für derartige Vorherrschaften ist vor allem Pfadabhängigkeit der Verbreitung von Softwares und die mit Ihrer Nutzung verbundenen Lock-In-Effekte. Da die meisten Formate technisch bedingt nicht zu 100% konvertierbar sind, insbesondere wenn es um Shader und Render-Settings geht. Die Wahl der Software sollte daher gut überlegt sein.
Bei der Zusammenarbeit mit unseren Kunden kümmern wir uns daher gerne um die passgenaue Wahl der Software und das Bereithalten der Dateien im digitalen Warenlager.
Mögliche Wahrnehmungsverzerrung
Zudem ist der Umgang mit keiner 3D-Software zu unterschätzen, denn es handelt sich hier nicht um das gute, alte Microsoft Paint, sondern um hochspezialisierte Produktionsanwendungen, wie sie auch für Blockbuster-Filme verwendet werden. Schaut man sich ein Video auf YouTube an, in dem jemand zeigt, wie etwas erstellt wird, erscheint 3D Rendering oft sehr einfach und linear. Dabei sollte man allerdings stets drei Dinge im Hinterkopf behalten:
- Es handelt sich meistens um ein vorbereitetes oder geschnittenes Video. So schnell geht das alles nicht und es wird viel vor- und nachbearbeitet, damit es dem Nutzer handlich und zugänglich erscheint.
- Wie lange die initiale Umsetzung vor dem Zeigen gedauert hat, erfährt man zumeist nicht.
- Es handelt sich zumeist um Profis mit mehrjähriger Erfahrung. Bis man die Handgriffe so sitzen hat, ist Erfahrung erforderlich: So handelt es sich bei der Bedienung der Software selbst um ein Handwerk.
Fazit zur Wahl der richtigen 3D Rendering Software
Welche 3D Software ist also nun die beste? Hierauf kann es keine pauschale Antwort geben. Je nach Erfahrung, Budget und Verwendungszweck / Branche kommt der Wahl der 3D Software eine entscheidende Bedeutung zu. Die korrekte Wahl treffen wir im Rahmen Ihres Projekts gerne für Sie, stehen beratend zur Seite oder richten uns nach Ihren individuellen Anforderungen oder Vorgaben. Ansonsten kann man sich zur Beantwortung dieser Frage an diesen drei Learnings orientieren:
- Die Wahl der 3D Software hängt von der Art der gewünschten Darstellungen ab, da jede Software individuelle Vor- und Nachteile hat
- DIY-Einsteigern empfiehlt sich der Start mit einer einfach zu bedienenden Software, um nicht gleich vom Input erschlagen zu werden
- Für fotorealistische Renderings ist nicht primär die Wahl der Software entscheidend für das Ergebnis, sondern die Erfahrung des 3D-Artists mit der Software. Wir arbeiten mit den besten 3D Artists der jeweiligen Branche zusammen, um High End Qualität zu erreichen.